Robert Schmidt-Matt

 

 

 

Deiselgrammer, Sandstein, 35 x 35 x 35 cm

 

 

Rotes Pentagramm, Sandstein, 2004, 80 x 80 x 18 cm

 

 

Geburt der Venus, Sandstein, 33x44x52 - 40x90x55 cm,

 

 

Signal, Sandstein, 1997, 38 x 51 x 35 - 55x60x35 cm

 

 

Aufbruch, Sandstein, 78x44x32 - 73 cm

Paarlauf, Sandstein

 

 

zur Ausstellung meiner Skulpturen in der Galerie Müller und Petzina

 

Ich möchte meinen Skulpturen in dieser Ausstellung ein paar Worte an die Seite stellen: Stichworte, Dinge oder Überlegungen, die mich beim Arbeiten beschäftigen oder meine Arbeit beeinflussen:

 

Stein wird traditionell (nicht nur in der Bildhauerei) wegen seiner Schwere, Festigkeit und auch seines Alters bevorzugt eingesetzt, um Macht, Erhabenheit, Verlässlichkeit, Ewigkeit auszudrücken:

Schmucksteine sind wertvoll und behalten ihren Wert;

Etwas, das in Stein gemeißelt wird, hat Bestand;

Ein Haus aus Stein schützt verlässlicher und länger als eines aus Holz oder Wellblech;

Ein Grabstein oder Mahnmal weist noch lange nach dem Ableben eines Menschen oder lange Zeit nach einem Ereignis auf diese zurück.

 

Gern benutze ich solche Steine, auf die andere einmal „gebaut“ haben.

Das Spiel mit den traditionellen Zuweisungen reizt mich.

Diese Zuweisungen entstanden und stehen in Relation zum Menschen.

Das Material Stein selbst ist jedoch auch ständiger Wandlung unterworfen:

Granit ist erstarrte Magma, der im Laufe der Zeit zu Sand zermahlen wird, der liegen gebliebene Sand verdichtet sich, wird zu Sediment und wieder zu Stein.

Menschen bearbeiten Steine und hinterlassen Spuren auf ihnen.

Steine sind empfindlich.

Wie leicht bricht eine Kante ab.

Das Brechen, Zusammenbrechen, Einstürzen, Verwittern und Zerfallen sind mit dem Stein ebenfalls verbundene Eigenschaften.

Die Spanne zwischen ewiger Verlässlichkeit und Katastrophe ist groß und bietet ein weites Feld für Assoziationen.

 

Wenn ich so einen Stein vorfinde, ihn in  Einzelteile zerlege, die im Verbund bleiben, mache ich seine  Gesamtform wandelbar.

„Es kommt Bewegung ins Spiel.“

 

Die räumliche  Idee entwickelt sich spielerisch:

Beim Zeichnen, beim Spielen mit Bauklötzen, beim Modellieren in Ton oder Gips, als gedankliche Fortsetzung anderer Arbeiten, aus dem Rhythmus beim Joggen...

 

Bei den Keramikarbeiten steht diese Idee noch im Vordergrund.

Aber auch hier arbeite ich im harten, trockenen Ton aus dem Block, den ich vorher geformt habe.

 

Dieses spielerische Element, diese Idee einer wandelbaren Gesamtform, tritt dann mit dem Material Stein in einen Dialog.

Stein bietet mehr Widerstand.

Ich entnehme ihm nur soviel Material wie nötig, belasse dem Stein soviel Volumen wie möglich.

Das Objekt, das ich herstelle, bleibt immer auch der Stein, aus dem ich es geschlagen habe.

Die weitgehend unbearbeiteten Oberflächen lassen Rückschlüsse auf seine ursprüngliche Ausdehnung und auf seine Herkunft sowie Geschichte zu.

 

Die Instabilität der neuen Form, das Aus-dem-Volumen-treten, die Beweglichkeit lenken das Augenmerk auf die Fragilität des Materials.

Oft werde ich gefragt. „Hält das auch?“; „Ein falscher Schlag ...“

Ich versichere Ihnen: Es hält. Die gebotene Behutsamkeit vorausgesetzt.

 

Robert Schmidt-Matt